Wessolek, G. und Toland, A. R.
(2017)
Archivfunktion von Böden: Der Teufelsberg als Kriegs-denk-mal.
In: Jahrestagung der DBG 2017: Horizonte des Bodens, 02.-07.09.2017, Göttingen.
Kurzfassung
Durch den zweiten Weltkrieg fielen in Deutschland ca. 400 Mio. m³ Trümmerschutt an. So waren in Berlin 30% der Wohngebäude völlig und 45% zumindest teilweise zerstört; daraus resultierte eine Trümmerschuttmenge von ca. 75 Mio. m³. Der nicht wieder verwertbare Teil des Trümmerschutts wurde nach Kriegsende im Stadtgebiet sowohl punktuell in Bombentrichtern, als auch flächenhaft in Parks und Freiflächen verkippt und mit Oberboden bedeckt. Bekannte Park- oder Erholungsflächen in Berlin, die Trümmerschutt im Untergrund aufweisen, sind der Volkspark Prenzlauer Berg, der Schlosspark Charlottenburg und der Humboldthain. Die bekannteste Trümmerschuttdeponie ist der 115 m hohe Teufelsberg, der aus ca. 25 Mio. m³ Schutt besteht.
Nach Abschluss der Aufschüttungsarbeiten wurde ein waldgeprägtes Freizeitgelände aufgebaut sowie auf dem Gipfel eine Abhörstation von den Amerikanern in den Osten eingerichtet. Diese war anfangs mobil, wurde aber schnell durch eine feste Installation mit fünf Radarkuppeln abgelöst. So erhielt der Teufelsberg sein bis heute charakteristisches Erscheinungsbild.
Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde die Station von den Amerikanern aufgegeben und die elektronischen Einrichtungen entfernt. Zwischenzeitlich wurde die ehemalige Abhörstation an einen privaten Investor verkauft. Die damals hochgesteckten Planungen für eine exklusive Wohnanlage, ein Museum sowie ein Hotel- und Tagungszentrum scheiterten allerdings, weil der Generalunternehmer mit den Einlagen der Investorengruppe verschwand...
Heute wird der Teufelsberg vor allem von Erholungssuchenden, Spaziergängern, Joggern und Mountainbikern intensiv genutzt. Im Winter lädt ein Skihang und eine Langlauf-Loipe zum Wintersport ein; im Jahr 1986 fand sogar anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlin ein Weltcup-Slalom auf dem Skihang statt.
Was jedoch fehlt, ist eine historisch-bodenkundliche Aufbereitung zur Entstehungsgeschichte. Ziel sollte es sein, ein Konzept zu entwickeln, das nicht nur eine Freizeitnutzung vorsieht, sondern den Ort auch als Kriegs-Mahnmal und Ort der Erinnerung würdigt.
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