Schneider, Birgit und Tinapp, Christian und Heinrich, Susann und Schug, Petra
(2015)
"urbs libzi"-Geoarchäologische Untersuchungen an der Hainspitze in Leipzigs Innenstadt.
In: Jahrestagung der DBG 2015: Unsere Böden - unser Leben, 05.-10.09.2015, München.
Kurzfassung
Die Verfüllung von archäologischen Befunden ist bedeutend für Informationen zur Nutzungs- und Auflassungsgeschichte. In interdisziplinärer Zusammenarbeit wurde versucht, die Geschichte zweier anthropogener Strukturen zu untersuchen und anhand der Ergebnisse eine verbesserte Einschätzung der frühen Stadtgeschichte Leipzigs zu erhalten.
Die geoarchäologischen Untersuchungen erfolgten im Bereich einer vermutlich hochmittelalterlichen Materialentnahmegrube sowie des ehemaligen Außengrabens der „urbs libzi“, der das Vorburggelände nach Osten hin abschloss. In die Arbeiten wurde auch ein weitgehend ungestörter Bereich einbezogen.
Die freigelegten Profile wurden 2012 im Gelände dokumentiert und beprobt. Das entnommene Material wurde geochemisch untersucht. An Proben besonders exponierter Standorten wurden außerdem Dünnschliffe erstellt, die unter dem Polarisationsmikroskop interpretiert wurden. In dauerhaft feuchten Sedimenten sind meist Pollenkörner zu finden, welche die bei der Entstehung der Verfüllung vorhandene Vegetation widerspiegeln.
Die beiden unterschiedlichen Verfüllungen werden durch die Korngrößenverteilung und die Kohlenstoffgehalte deutlich. Stellenweise deuten hohe Phosphor- und Stickstoffwerte in der oberen Verfüllung auf eine starke Kontamination mit organischem Abfall hin.
Die geoarchäologischen Untersuchungen haben wichtige neue Erkenntnisse zur Zeit der Stadtwerdung erbracht. Der hochmittelalterliche Graben war kein Wassergraben, ist zu großen Teilen intentionell verfüllt worden und blieb danach mehrere Jahrzehnte unbebaut.
Die mittelalterliche Materialentnahmegrube belegt den Bedarf an sandig-kiesigem Baumaterial in der frühen Phase der Stadtwerdung.
Pseudogleye an der urbs libzi zeigen, dass die geomorphologische und verkehrgeographische Lage für die Burganlage wichtiger war als die Bodenqualität.
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