Benk, J. and Weltecke, K.
(2017)
Den Blick nach unten lenken.
In: Jahrestagung der DBG 2017: Horizonte des Bodens, 02.-07.09.2017, Göttingen.
Abstract
"Das Wesentliche ist für die Augen bekanntlich unsichtbar". Unsichtbar stellen die Wurzeln das Leben und Überleben eines Baumes sicher, der mit seiner Krone, dem Stamm, seinen Wurzeln und dem ihn umgebenden Boden Zeit seines Lebens eine untrennbare Einheit bildet. Werden Wurzeln in ihrer Entwicklung gestört (u.a. durch Bodenverformung), zieht das Konsequenzen für den sichtbaren Teil des Baumes nach sich. Der Umgang mit diesen Schäden in der Praxis der Baumkontrolle ist nicht einheitlich geregelt, da eine systematische Aufarbeitung dieses Themenkomplexes bisher nicht stattgefunden hat.
Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. sieht in den Baumkontrollrichtlinien vor, dass bei der Regelkontrolle von Bäumen zur Feststellung der Verkehrssicherheit auch Merkmale des Bodens aufgenommen werden. Neben einem Bodenauf- oder -abtrag sollen die Bodenverdichtung und -versiegelung als verdächtiger Umstand erfasst werden.
Tatsächlich beschränkt sich die Baumkontrolle in der Praxis oftmals auf die oberirdischen Baumteile (Krone, Stamm und Stammfuß). Schadsymptome des Bodens werden mangels Kenntnis übersehen oder fehlerhaft bewertet. Aus der bislang begrenzten Betrachtungsweise ergeben sich unnötige Einschränkungen bei der Baumansprache. In der Folge sind die ausgesprochenen Empfehlungen oftmals nicht in der Lage zu einer Verbesserung der Baumvitalität beizutragen bzw. die Verkehrssicherheit der Gehölze nachhaltig zu gewährleisten. Ohne den Rückgriff auf die zahlreichen Parameter zur bodenkundlichen Beurteilung, die sich vielfach zur Einbindung in die gängige Praxis der Baumkontrolle eignen, bleibt somit ein großes Potenzial zur Bewertung der Verkehrssicherheit ungenutzt. Der Baumkontrolleur hat sich mit Pilzkunde und dem Artenschutz zu beschäftigen. Da darf der Baum selbst nicht mehr länger auf seine vollständige Betrachtung warten.
Vor diesem Hintergrund hat der interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitskreis „Baum im Boden“ seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, die Möglichkeiten und Grenzen zur Bewertung des Bodens im Rahmen der Baumansprache aufzuzeigen und angemessene Sanierungsmaßnahmen darzustellen. Die Ergebnisse des Arbeitskreises sollen in einschlägige Regelwerke Eingang finden. Sie sollen weiter bei der Planung von Baumstandorten eine Hilfestellung leisten, um Boden bedingte Baumschäden bereits im Vorfeld zu erkennen und zu minimieren.
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